China: Gewinner und Verlierer

25.08.2016

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Mit 6,9 Prozent verbuchte die chinesische Wirtschaft 2015 das schwächste Wachstum seit 25 Jahren. 2016 und 2017 dürfte das Wachstumstempo sich weiter verlangsamen und das von der Regierung im Fünf-Jahres-Plan 2016-2020 aufgerufene Durchschnittsziel von 6,5 Prozent nicht erreichen.

(fw/rm) Die anhaltenden Strukturreformen verstärken den Fokus auf Dienstleistungen und Konsum und machen deutlich, dass China derzeit eine „Wirtschaft der zwei Geschwindigkeiten“ durchläuft. Ob Branchen zu den Gewinnern oder Verlierern der aktuellen Entwicklung gehören, kann man daher an ihrem mittel- und langfristigen Wachstumspotential festmachen. Wesentliche Faktoren dafür sind die Regierungspolitik und der strukturelle Bedarf.

Branchen mit Wachstumspotential

Branchen mit langfristig guten Aussichten für Wachstum, wie Pharma und Einzelhandel, unterliegen allgemein geringeren Risiken. Ihre Risikobewertungen liegen bei niedrig oder mittel. Eine Ausnahme bildet der Informations- und Kommunikationssektor (ICT). Auch diese Sparte bietet Chancen, hat aber eine Bewertung mit „hohes Risiko“. So ist das Ausfallrisiko für chinesische Unternehmen der ICT-Branche relativ hoch, auch wegen der starken regionalen Konkurrenz und trotz der eigentlich guten Aussichten für Wachstum.

Verliererbranchen mit hohen Kreditrisiken

Zu den Branchen, die langfristig Wachstumsschwierigkeiten haben dürften und die mit „hohes“ oder „sehr hohes Risiko“ bewertet werden, zählen Chemie und Metall. All diese „Verliererbranchen“ unterliegen aufgrund der insgesamt schwierigen Geschäftsmöglichketen einem erhöhten Zahlungsausfall- und Insolvenzrisiko. Zwischen potentiellen Gewinnern und Verlierern gibt es Branchen, die nicht direkt von den strukturpolitischen Entscheidungen der Regierung betroffen sind. Dazu zählen landwirtschaftliche Lebensmittel, Holz-Papier undTextil-Bekleidung,die mit„mittleres“ oder„hohes Risiko“bewertet werden. Unter den zwölf von Coface bewerteten Brachen sind nur zwei in der Kategorie “sehr hohes Risiko”: Bau und Metall. Deren Risiken sind eng verknüpft mit Themen wie Verschuldung, notleidende Kredite, Ausfall von Unternehmensanleihen, Überkapazitäten und „Zombie-Firmen“. Im zweiten Halbjahr dürfte das Wachstum der Baubranche und des Metallsektors weiter abkühlen. Die Gründe: lahmende private Investitionen, gebremste Investitionen der staatlichen oder staatsnahen Unternehmen, geringe Produktivität. Der Schatten über der Bauaktivität führt auch zu einer geringeren Nachfrage nach Baumaterialien, besonders nach Zement und Metallen. Deren Produzenten leiden ohnehin schon unter Überkapazitäten. Den Risiken könnte der Staat mit Reformen bei den eigenen Unternehmen begegnen und Maßnahmen wie Werksschließungen, Reorganisation und Public-Private-Partnerships (PPP) initiieren. Dennoch werden sich die Kreditrisiken für Bauunternehmen, einschließlich der Produzenten von Baumaterial, weiter verschärfen. Der Ausblick ist insgesamt negativ. “Es ist zu erwarten, dass die chinesische Regierung weitere stützende Reformen auf der Produktions- und Lieferantenseite umsetzt. Diese zielen mittelfristig primär auf die weitere Förderung des Tertiärsektors und der Herstellung höherwertiger Produkte. Trotz oder auch wegen der Einflüsse der Reformen wird die chinesische Wirtschaft 2016 und 2017 weiter langsamer wachsen. Die Kreditrisiken für chinesische Unternehmen werden insgesamt weiter steigen“, erwartet Jackit Wong, Economist für Asien-Pazifik bei Coface. www.coface.de