Chancen auf dem Rentenmarkt? Die gibt es!

22.01.2014

**Viele Sparer und Anleiheinvestoren finden derzeit kaum lukrative Zinsinvestments im klassischen, bonitätsstarken Segment von Staats- und Unternehmensanleihen im Euroraum.  **Guido vom Schemm, geschäftsführender Gesellschafter der MERITO Asset Management GmbH, analysiert die Lage und Opportunitäten auf den Rentenmärkten.

Besonders interessant sind derzeit Wandelanleihen. Die kurze Duration macht sie nahezu immun gegen Zinsänderungen. Der derzeitige Niedrigzins lässt die Opportunitätskosten gegenüber klassischen Anleihen außerdem auf breiter Front sinken. Den Unternehmen bieten Wandelanleihen den Vorteil, dass sie sich günstiger finanzieren können, sie sparen gegenüber herkömmlichen Anleihen rund zwei Prozentpunkte beim Kupon. Kein Wunder also, dass sich auch in Niedrigzinszeiten viele Unternehmen dieses Vehikels zu ihrer Finanzierung bedienen. Für den Zinsverzicht können Inhaber von Wandelanleihen im Gegenzug von weiter steigenden Aktienmärkten profitieren, allerdings mit einem Sicherheitsnetz. Ein weiterer Pluspunkt – steigende Zinsen sind im Gegensatz zu normalen Anleihen mit längeren Laufzeiten positiv zu sehen. Ein steigender Zins bedeutet in der Regel, dass es der Wirtschaft und somit auch den Aktienmärkten besser geht. 2014 könnte ein ideales Jahr für Wandelanleihen werden.

Eine zweite Möglichkeit dem Niedrigzins ein Schnippchen zu schlagen ist der Erwerb von Hybridanleihen. Sowohl Unternehmen als auch Investoren widmen diesem Finanzierungsinstrument erhöhte Aufmerksamkeit. Eine Hybridanleihe ist gegenüber klassischen Unternehmensanleihen nachrangig einzuordnen, im Insolvenzfall könnte dies für den Investor den Totalverlust bedeuten. Hybridanleihen haben meist eine unendliche Laufzeit, jedoch wird der Kupon nach einer gewissen Zeit meist variabel gestellt, so dass sich Zinssteigerungen nicht überproportional negativ niederschlagen. Diese Eigenschaften führen derzeit dazu, dass Hybride mit einem deutlichen Renditeaufschlag gegenüber klassischen Unternehmensanleihen gehandelt werden.

Insbesondere Hybride von Banken und Versicherern lohnen einen Blick. Aufgrund von Basel III verbessert sich die Verwertungsposition des Eigentümers einer Bankhybridanleihe jährlich, der höhere Kupon jedoch bleibt bestehen. Ein Investor sollte sich vor Erwerb intensiv mit den Unternehmenskennzahlen auseinandersetzen, um die Risiken beherrschbar zu halten.

Besonders interessant sind derzeit Hybride, die noch unter pari notieren. Es ist nur eine Frage der Zeit bis der Emittent seine höher verzinsten Papiere vom Markt nimmt. Einige Finanzinstitute haben dies schon erfolgreich praktiziert.

Last but not least, erscheinen durch die Auswirkungen der ersten Welle des „taper talks" viele Schwellenländeranleihen wieder attraktiv gepreist zu sein. Die Unsicherheit rund um das Timing und den Umfang der Änderung in der US-Geldpolitik wird jedoch zu anhaltender Volatilität führen. Dies eröffnet die Opportunität, strategische Positionen in Hartwährungsanleihen aufzubauen, das heißt Schwellenländeranleihen, die in EUR oder USD nominiert sind. Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten sind nach wie vor gut und die Preise beginnen bereits zu steigen. Bei Lokalwährungsanleihen ist eine genauere Auswahl gefragt. Länder, die abhängig sind von ausländischem Kapital, um ihr Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren, sollten vom Anleger gemieden werden.

Für Investoren mit mittelfristigem Anlagehorizont können die vorgestellten Segmente eine Bereicherung für das Depot sein. Je nach Mentalität kann man sich seinen Lösungsstrauß selbst zusammenstellen, um den Niedrigzinsen erfolgreich zu begegnen.

(Autor: Guido vom Schemm)