Ablenkung gefährlicher als Alkohol

29.11.2016

Die Benutzung des Smartphones am Steuer kann sehr gefährlich werden © Allianz

Die Benutzung moderner Kommunikations-Technik während der Fahrt ist inzwischen einer der Hauptunfallursachen im Straßenverkehr. Die Allianz sieht deshalb sowohl Politik als auch Hersteller in der Pflicht.

Neue Technik bringt auch neue Gefahren. Nachdem jahrzehntelang Fahren unter Alkoholeinfluss als Hauptgefahr im Straßenverkerhr galt, wird heute die Ablenkung durch Smartphones oder Navi als gefährlicher angesehen. Die neue Verkehrssicherheitsstudie aus dem Allianz Zentrum für Technik (AZT) zeigt, dass sich die Gefahr eines Unfalls deutlich erhöht, wenn Fahrer ihre Aufmerksamkeit vom Straßenverkehr auf technische Geräte lenken. Die Studie belegt erstmals für viele der heutigen Informations-, Kommunikations- und Unterhaltungsfunktionen im Auto einen statistischen Zusammenhang mit höheren Unfallraten. Beispielsweise berichteten 60 Prozent der Fahrer, die in den zurückliegenden drei Jahren in einen Unfall verwickelt waren, dass sie ihr Handy beim Fahren genutzt hätten. Fahrer ohne Unfallerlebnisse taten dies nur zu 37 Prozent. „Dieses Ergebnis überrascht uns nicht", sagt Mathias Scheuber, Schaden-Vorstand bei der Allianz Versicherungs-AG. „Je vielfältiger die Technik und je komplexer deren Bedienung, desto höher ist die Ablenkung vom Straßenverkehr."

Ablenkung größere Herausforderung als Alkohol

Experten gehen davon aus, dass jeder zehnte tödliche Unfall im Straßenverkehr auf Ablenkung zurückzuführen ist. Im vergangenen Jahr sind auf deutschen Straßen fast 3.500 Menschen ums Leben gekommen. Etwa jeder Zehnte (ca. 350), weil einer der Unfallbeteiligten abgelenkt war. Alkohol am Steuer kostete dagegen "nur" 256 Menschen das Leben. Für Mathias Scheuber ist dies auf einen Gesinnungswandel zurückzuführen, der auch bei der modernen Technik nötig ist. So sei früher Alkohol am Steuer als Kavaliersdelikt angesehen worden. „Es war nicht verwerflich, nach mehreren Gläsern Wein Auto zu fahren", sagt Scheuber. „Das ist gesellschaftlich heute nicht mehr akzeptiert, und zu dieser gleichen Haltung müssen wir auch bei der Smartphone-Nutzung am Steuer kommen. Es gibt kein Gewohnheitsrecht auf Ablenkung. Unsere Studie zeigt: Smartphones gefährden Menschenleben."

weiter auf Seite 2