2018 – Rückkehr der Volatilität ?!

08.01.2018

Uwe Wiesner, Portfoliomanager Hansen & Heinrich AG / Foto: © Hansen & Heinrich AG

Die Kapitalmärkte haben bei geringen Kursschwankungen erneut ein erfolgreiches Jahr hinter sich gebracht. Das sogenannte „Goldilocks- Szenario“ (niedrige Inflation, expansive Geldpolitik und steigendes Wirtschaftswachstum) sorgte dafür, dass Anlageklassen wie Aktien und Anleihen nahe ihrer Höchststände notieren. Lediglich der schwache US-Dollar bzw. die Euro- Stärke wurde in dieser Ausprägung von den meisten Marktteilnehmern nicht erwartet und wirkte sich entsprechend auf die positive Gesamtentwicklung in Euro aus.

Für das neue Jahr sehen wir weiterhin eine Reihe von Chancen an den weltweiten Kapitalmärkten, jedoch auch vermehrt Risiken (zum Beispiel Sorglosigkeit und Bewertungsniveaus), auch vor dem Hintergrund des mittlerweile sehr lang andauernden Aufwärtstrends. Unsere Erwartungen an die Wirtschaft und die Kapitalmärkte:

Weltwirtschaft – weiter stabil

2018 wird sich das synchrone Weltwirtschaftswachstum weiter fortsetzen. So hat die Bundesbank die Wachstumsprognose für Deutschland für 2018 auf 2,5 Prozent deutlich erhöht. In Europa erwarten wir eine spürbare Verbreiterung der Wirtschaftsentwicklung. Dabei wird das Wachstum sowohl von Investitionen, dem Export als auch vom privaten Konsum getragen. Für die US-Wirtschaft werden sich unseres Erachtens die Wachstumsraten leicht abschwächen. In China sehen wir 2018 einen Zuwachs von sechs Prozent, nach sieben in 2017. Mehr Dynamik erwarten wir außerhalb von China in Asien und auch in Teilen von Südamerika, da die dortigen Länder von gestiegenen Rohstoffpreisen profitieren. Für die Unternehmensgewinne bedeutet das, dass die Chancen auf positive Überraschungen in den Emerging Markets und in Europa größer sind. In USA sehen wir die Wachstumschancen der Unternehmensgewinne als begrenzt. Die Risiken in diesem positiven Wirtschaftsumfeld liegen bei den politischen Herausforderungen. Die Brexitverhandlungen verlaufen schleppend, in Italien wird 2018 gewählt und der regulatorische Umgang mit den umfangreichen „faulen Krediten“ in einigen Bankbilanzen bleibt ein Unsicherheitsfaktor in Europa. Daneben bestehen geopolitische Risiken vor allem im Nahen Osten oder auf der koreanischen Halbinsel.

Rentenmarkt – kaum Änderungen

Der Stimulus der Zentralbanken lässt nach. Die amerikanische Notenbankpolitik normalisiert sich zunehmend, die EZB beginnt mit dem Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik durch Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe. Die US-Notenbank wird 2018 ihren Zinserhöhungszyklus trotz Führungswechsel (von Janet Yellen zu Jerome Powell) behutsam fortsetzen. Eine Zinserhöhung in Europa erwarten wir hingegen frühestens Anfang 2019. In Japan ist mit einer Fortsetzung der expansiven Geldpolitik zu rechnen. Somit bestehen für die Kapitalmärkte berechtigte Hoffnungen, dass die Zinsen weltweit auf dem tiefen Niveau verbleiben. Dies sollte solange gelten, wie die Inflationsdaten im Rahmen der Erwartungen nur langsam steigen und so nur wenig Druck auf die Notenbanken ausüben, ihren Kurs zu ändern. Anleihen bieten weltweit lediglich selektiv Renditepotential. Dieses sehen wir insbesondere bei ausgewählten europäischen Unternehmensanleihen, Nachrang- und Hybridanleihen und Schwellenländeranleihen in Hartwährungen.

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